Kultur
   14 Jahre
Foto: Constantin Film Verleih GmbH

Kino: Wir sind die Nacht

Diese Frauen sind die gefährlichste Partyclique Berlins - und Vampirinnen dazu. Ein Biss hat jede einzelne so verändert, dass sie sogar als "Trans-Vamps" bezeichnet werden könnten, denn sie sind nicht nur von immer währender Jugend und Schönheit, mit besten Selbstheilungskräften gesegnet und so gut wie unsterblich, sondern auch ausgesprochen  kräftig. Ihre männlichen Kollegen haben sie übrigens schon vor 200 Jahren ausgerottet - da lebt es sich einfach entspannter. Und so zieht die weibliche Vampir-Clique um ihre lesbische Anführerin Louise (Nina Hoss) durchs Berliner Nachtleben. Vor diesem Hintergrund entwickelt Regisseur Dennis Gansel seinen Halloween-Streifen "Wir sind die Nacht".

Vamps erobern Halloween

Die Story handelt von der Berliner Taschendiebin Lena (Karoline Herfurth), die von Louise gegen ihren Willen zur Vampirin gemacht wird. Louise sieht in ihr eine neue Gefährtin für die nächsten Jahrhunderte. Damit beginnt Lenas neues Leben mit Louise und den anderen beiden Berliner Vampirinnen Charlotte (Jennifer Ulrich) und Nora (Anna Fischer) - in ungewohntem Luxus und voller Versuchungen. Doch Lena schreckt vor der Grausamkeit und Abgeklärtheit zurück, auf der ihr neues Leben basiert. Hinzu kommt: Mit Tom (Max Riemelt) hat sich ein Kommissar an Lenas Fersen geheftet. Noch schlimmer als die drohende Enttarnung ist jedoch die Tatsache, dass er Lena gefällt. Das ruft Louises Eifersucht auf den Plan. So beginnen die Dinge aus dem Ruder zu laufen.

Mehr von der Story wollen wir nicht verraten. Außer vielleicht, dass in einer Nebenhandlung Vampirin Charlottes Drama um eine tragische Mutter-Tochter-Liebe in zwei wirklich außergewöhnlichen Szenen gipfelt. Jennifer Ulrich überzeugt als Charlotte in der Rolle dieses Vamps aus den "Golden Twenties", womit der Film seine Referenz an die Geburt des Vampirfilms im Deutschland der 20er Jahre erweist.

Böse Lesbe

Nicht nur aus lesbischer Sicht hätte man allerdings gern mehr gesehen. Es wirkt reichlich bieder und unwahrscheinlich, dass Lena in ihrem neuen Leben nicht wenigstens einigen der neuen Versuchungen erliegt: Auch von der Frucht der lesbischen Liebe möchte sie nicht kosten. Schade nicht nur für Louise... Schade auch, dass man Louise als Anführerin der Vamps nicht verstehen lernt, denn die tragische, lesbische Liebesgeschichte aus ihrer Vergangenheit wird nur zu Anfang angedeutet. So bleibt dann doch das Klischee der bösen Lesbe, mit der niemand mitfühlt. Aber vielleicht kommt das ja in einer Fortsetzung, denn Potential hätte die Saga genug für eine ganze Serie.

"Wir sind die Nacht" als erster deutscher Vampirfilm seit "Nosferatu" zeigt, dass deutsche Produktionen gelegentlich durchaus mit Hollywood mithalten können: Phantastische Special Effects, klasse Action, jede Menge Luxusspielzeuge, viel Fun und ein Schuß Tragik im blutigen Cocktail. Mein Vorschlag: Genießt dieses "Blood in the City" mit einer Runde Bloody Marys und einer Menge bloody good friends. Die Zuschauerzahlen und vor allem das Zuschauerfeedback werden entscheiden, ob mehr Queeres in einer Fortsetzung zu sehen sein wird. Deswegen stellt eigene Geschichten als Fan-Fiction ins Netz, denn wir wissen ja: There are nearly no limits for Vamps!

Trailer

 

Wir sind die Nacht, D 2010, 100 Min, Regie: Dennis Gansel, mit Nina Hoss, Karoline Herfurth, Jennifer Ulrich, Max Riemelt, u.a., FSK 16, Kinostart: 28.Oktober

 
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