Kultur
   14 Jahre
Foto: Christian Barz

Interview: Kim Wilde

Die ausgesprochene "Gay-Diva" wie die im selben Jahrzehnt durchgestarteten Kolleginnen Madonna oder Kylie Minogue war sie nie, und doch gehören Hits wie "Kids in America", "You Came" oder "You Keep Me Hangin On" zum persönlichen Lebenssoundtrack vieler Schwuler und Lesben gerne in den "besten Jahren". Nach vielen Jahren des selbst gewählten Rückzugs beförderte Nena die Britin im Frühjahr 2003 mit dem zweisprachigen Duett "Anyplace Anywhere Anytime" wieder zurück ins Rampenlicht. Am 18. November wird Kim Wilde 50 Jahre alt, hat mit "Come Out and Play" ein neues Album auf dem Markt und geht im nächsten Frühjahr wieder auf Deutschland-Tour. Torsten Bless sprach mit der Pop-Veteranin.

In einem Interview hast du gesagt, dem Status "Popstar" bist du entwachsen, jetzt bist du ein "Rock Chick", ist das für eine Frau von beinahe 50 Jahren nicht ein wenig mutig?

(lacht) Ich glaube nicht, dass es eine Altersgrenze für ein "Rock Chick" gibt. Ich mag die Vorstellung, noch mit 70 eines zu sein. Vielleicht ist da auch einiges an Wunschdenken dabei, aber ich denke, dass ich mir den Titel in den letzten fünf Jahren dank einer Menge von Live-Auftritten mit einer tollen Band ehrlich verdient habe. Ich wollte, dass die neuen Songs die Energie von Hits wie "Kids in America" haben, ohne dabei zu retro zu sein. Es gibt derzeit viele Bands, die sich den Retro-Sound nehmen und ihn zu etwas Eigenem machen, Muse, Kasabian oder die Scissor Sisters zum Beispiel. Da sehe ich es nicht ein, warum ich das nicht auch machen darf.

In einem der Songs, "I Want What I Want", heißt es "People tell their stories of what their life is not, wasted years and broken dreams they never gave a shot". Was steckt da für dich dahinter?

Dieser Song soll jeden ermutigen, sein Leben so fantastisch, so ambitioniert, so schön zu gestalten, wie sie es wirklich wollen, den Moment zu ergreifen, das allerbeste aus der jeweiligen Situation zu machen und nicht Angst davor zu haben, sich ins Unbekannte zu stürzen. Ich habe schon so einige Menschen getroffen, die es bedauert haben, nicht bestimmte Dinge zu bestimmten Zeiten ihres Lebens getan zu haben.

Wie geht’s dir selbst, bereust du irgendetwas in deinem eigenen Leben?

Es gab Zeiten, in denen ich beinahe die Brocken hingeschmissen hätte. Zum Beispiel wurde mir 1988 angeboten, mit Michael Jackson auf Tour zu gehen. Mein erster Instinkt damals war, nein zu sagen, ich bin doch nur Kim Wilde, wie könnte ich auf derselben Bühne wie der King of Pop stehen. Aber aus meinem Umfeld gab es viel Zuspruch, meine Eltern, mein Bruder und andere halfen mir dabei, an mich selbst zu glauben. Von Zeit zu Zeit muss man das füreinander tun, man kann nicht immer aus sich selbst heraus stark sein, kann auch von der Energie der Menschen um dich herum profitieren, die dich lieben.

Du bist mit 20 durchgestartet, danach ging es mit der Karriere steil bergauf, war das nicht manchmal ein bisschen viel?

Es gab Zeiten, wo mir alles wirklich unerträglich schien. Schon die erste Single war auf Anhieb ein Riesenhit. Ich war ja gerade mal in den Zwanzigern, in meinem Privatleben ging es zu wie Kraut und Rüben, wie das in diesem Alter schon mal sein kann, aber ich musste raus und immer stark sein, toll aussehen. Ich verstand, dass das nun mal zum Deal gehörte, dachte, das sei ein angemessener Preis dafür, meinem Traum zu folgen. Nach 15 Jahren hatte ich das Popbusiness und auch mich selbst so satt, dass ich dachte, es wäre nun höchste Zeit, allen und vor allem mir selbst einen Gefallen zu tun und auszusteigen. Dann lernte ich meinen späteren Ehemann kennen, wir gründeten eine Familie und mein Leben änderte sich dramatisch.

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