Kultur
   14 Jahre
Foto: Jim Rakete / Koch Universal Music

Gott liebt Homosexualität!

Nachdem Nina Hagen 1976 aus der DDR ausgebürgert wurde, erschien zwei Jahre später ihr erstes Album "Nina Hagen Band", mit dem sie nicht nur in Deutschland bekannt wurde. Seitdem ist die selbst ernannte "Mutter des Punk" aus den Medien nicht mehr wegzudenken. Sie schauspielert, sitzt in Casting-Show-Jurys und gilt noch immer als Talkshow-Schreck. Zumindest spirituell scheint die 55-Jährige nun bei sich angekommen zu sein: Im letzten Jahr ließ sie sich evangelisch taufen, brachte ihr Buch "Bekenntnisse" heraus und präsentiert aktuell und stimmgewaltig ihr neues Album "Personal Jesus", das hauptsächlich von Blues und Gospel geprägt ist. Norbert Wagner sprach mit der nach wie vor unkonventionellen Diva.

Noch vor zehn Jahren hast du im Programm "Indische Nächte" von Erleuchtung gesungen. Wie kam's zum Glaubenswechsel vom Hinduismus zur evangelischen Religion?

Die Religion von mir lebe ich doch schon mein ganzes Leben – auch in Indien war Jesus immer bei mir. Das ganze ging schon mit 17 los, als ich ein Nahtoderlebnis hatte: Ich war damals auf LSD und mir ist Gott erschienen. Es war wunderbar und ich wollte es noch einmal probieren. Doch beim zweiten Mal war es ein Horrotrip. So ging es weiter mit meiner spirituellen Suche und irgendwann landete ich in Indien. Mich macht es traurig, wenn die Leute sagen, die Hagen spinnt, weil sie jetzt für Jesus missionieren geht. Ich habe trotz Indien immer an Jesus geglaubt! Das ist auch auf meinen alten Platten zu hören. Schon 1982 gibt es Textzeilen von mir wie (singt): "Liebster Gott in Space, wenn wir uns treffen face to face, dann gibt's nichts mehr zu jammern." Mein Gott, bin ich ein religiöser Mensch!

Haben denn die Texte, die du früher geschrieben hast, auch heute noch ihre Gültigkeit?

Aber sicher doch! "Unbeschreiblich weiblich" auf meiner ersten Platte in Westdeutschland, zum Beispiel. Das ist ein Lied über Abtreibung, den Text habe ich damals so gemeint und gespürt. Heute bin ich aber sehr glücklich über meine beiden Kinder Cosma Shiva und Otis. Doch immer noch bin ich der Meinung, dass junge Frauen selbst entscheiden sollen dürfen, ob sie ein Kind austragen wollen oder nicht.

Warum hast du mit Indien abgeschlossen?

Diese Mantren, die dieser Guru mir damals beigebracht hat, haben mich nicht gesund gemacht, im Gegenteil: Es war Gehirnwäsche! Ich haben diesen Shiva-Typen als Lügner entlarvt. Er hatte viele Jünger, die auf radioaktiv verseuchtem Gebiet für ihn arbeiten mussten. Die dunkelhäutigen Menschen dort dürfen ihre heiligen Schriften nicht lesen, das Kastensystem ist Menschen verachtend und eine Frau zählt überhaupt nichts. Durch Schlafentzug bekamen die Leute Psychosen und wurden so noch unterwürfiger. Ich weiß sogar von zwei Menschen, die sich deshalb das Leben genommen haben Für mich ist dies eine Form von Faschismus! Leider habe sogar ich fast zehn Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass das alles gelogen ist!

 
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